Progressives Krafttraining – Du machst es falsch

Progressives Krafttraining - machst du es falsch?

Progressives Krafttraining ist ein Begriff, der in der Fitnessszene immer und immer wieder fällt. Doch was genau verbirgt sich eigentlich hinter „progressivem Krafttraining“ und warum ist das wichtig? Und noch viel relevanter: Warum wird progressives Krafttraining fast immer falsch umgesetzt?

In diesem Blogartikel erhältst du die wichtigsten Antworten auf diese Fragen und erfährst alles, was du darüber wissen musst.

Was genau ist progressives Krafttraining?

Wenn du dich mit Fitness und Training auseinandersetzt, stolperst du früher oder später ganz unweigerlich über einen ganz bestimmten Begriff: Progressives Krafttraining.

Progressives Krafttraining bedeutet im Grunde: Du steigerst dich im Laufe der Zeit.

„Progressiv“ kommt dabei von „Progression“ und steht für Weiterentwicklung, Fortschritt oder Steigerung.

Der Gedanke hinter dem progressiven Krafttraining ist: Dein Körper passt sich nur an, wenn du ihm einen Grund dafür gibst. Und dieser Grund ist ein Trainingsreiz, der stärker, intensiver oder anspruchsvoller ist als zuvor.

Wenn du also immer nur die gleiche Übung mit den gleichen Gewichten und den gleichen Wiederholungen absolvierst, dann gibt es für deinen Körper früher oder später keinen Grund mehr, sich anzupassen.

Das kann heißen, dass du:

  • das Gewicht erhöhst,
  • mehr Wiederholungen schaffst,
  • die Technik verbesserst,
  • oder eine anspruchsvollere Übung wählst.

Das Ziel bleibt immer gleich: Wir wollen einen intensiven Reiz setzen, damit sich dein Körper anpasst und Muskeln aufbaut und stärker wird.

Krafttraining ohne Progression ist wie Loslaufen ohne Ziel. Du bewegst dich, aber kommst nicht wirklich an.

Viele trainieren regelmäßig, wundern sich aber, warum sich weder die Kraft noch die Körperform verändert.

Der Grund: Sie fordern sich nicht ausreichend.

Gleiche Gewichte, gleiche Wiederholungen.

Progressives Krafttraining ist der Unterschied zwischen „Training“ und „Sport treiben“. Es ist der Punkt in deiner Routine, der den Unterschied macht.

Warum ist progressives Krafttraining wichtig?

Eigentlich habe ich die Frage, warum progressives Krafttraining wichtig ist, schon beinahe beantwortet im vorigen Abschnitt. Aber ich möchte es noch einmal verdeutlichen.

Progressives Krafttraining ist wichtig, weil dein Körper sich nur verändert, wenn er muss.

Wenn du ihn nicht forderst, bleibt alles beim Alten. Da ist es ganz egal, wie motiviert du bist oder wie oft du trainierst.

Unser Körper ist ein Anpassungswunder. Er spart Energie, wo er kann, und gewöhnt sich an steigende Belastungen.

Hebst du also Woche für Woche das gleiche Gewicht, denkt dein Körper: „Kenn ich schon, kein Grund, mich anzupassen.“

Er bleibt im Energiesparmodus.

Und du bleibst auf deinem Leistungslevel stehen.

Erst wenn du den Reiz intensiv genug setzt, bringt dein Körper neue Anpassungen in Gang:

  • Muskeln werden stärker und größer.
  • Sehnen, Knochen und Bindegewebe passen sich an.
  • Dein Nervensystem lernt, effizienter Kraft zu produzieren.

Kurz gesagt: Progression ist das, was Training vom reinen Bewegen unterscheidet.
Ohne sie trainierst du, aber du entwickelst dich nicht.

Wenn du also mehr willst als nur Kalorien verbrennen, wenn du dich kraftvoll und leistungsfähig fühlen willst, dann kommst du um progressives Krafttraining nicht herum.

Warum ist progressives Krafttraining so wichtig und richtig?

Warum die meisten Trainierenden progressives Krafttraining falsch verstehen

Die meisten Menschen denken, sie machen progressives Krafttraining, tun es aber nicht wirklich.

Wenn du glaubst: „Ich werde stärker, weil ich das Gewicht steigere“, dann irrst du dich.
Denn in Wahrheit ist es genau andersherum:

Du kannst das Gewicht steigern, weil du stärker geworden bist.

Fortschritt passiert nicht durch das bloße Erhöhen der Zahlen auf der Hantel.
Er passiert, weil dein Körper sich an die richtige Belastung angepasst hat, nämlich an das Training, das ihn genau richtig gefordert hat und die Regenerationszeit, die darauf folgte.

Der eigentlich Schlüssel liegt in der Intensität deines Trainings. Du wirst keinen Fortschritt erzielen, wenn du nicht intensiv genug (oder in selteneren Fällen zu intensiv) trainierst.

Progression heißt also nicht, jede Woche blind mehr draufzupacken.

Progression beim Krafttraining heißt, deinen Körper zu verstehen und ihm genau so viel mehr zu geben, wie er verkraften und verarbeiten kann.

Das ist der Unterschied zwischen „Bewegung“ und „Training“.

Wenn du dich im Training ständig unterforderst, zwingst du deinen Körper nicht zu wachsen. Er wird sich nicht anpassen, sondern ist bestrebt, den Status quo aufrechterzuerhalten, wenn es nicht sein muss.

Progressives Krafttraining 1×1 – Darauf kommt es an

Progressives Krafttraining klingt vielleicht erstmal kompliziert, ist es aber nicht.

Wir haben jetzt also schon geklärt, dass es darum geht, deinem Körper einen Reiz zu geben, an den er sich anpassen muss.

Wir wissen nun, dass es nicht heißt, jede Woche stumpf mehr Gewicht aufzulegen.
Sondern, dass du langfristig stärker, stabiler und effizienter wirst.

Aber wie geht es nun richtig?

Und worauf kommt es an?

Hier kommen die wichtigsten Grundprinzipien für dein effektives und progressives Krafttraining.

1. Intensität: Fordere deinen Körper

Der absolut wichtigste und am meisten unterschätzte Faktor für ein effektives und progressives Krafttraining ist die Intensität deiner Übungen.

Wenn dein Training zu leicht ist, passiert nichts.

Insbesondere Läufer:innen und Anfänger:innen neigen dazu, viel zu wenig Gewichte zu nehmen und sich viel zu weit vom Muskelversagen entfernt aufzuhalten.

Dabei ist das Muskelversagen das, was zählt und was uns eine richtige Orientierung gibt, um die passende Intensität zu finden.

Die richtige Intensität für den Muskelaufbau liegt etwa 1-3 Wiederholungen entfernt vom Muskelversagen. In meinen Trainingsplänen arbeite ich gerne mit RPE (Rate Of Perceived Exertion = subjektive Anstrengung) oder RIR (Reps in Reserve = „Wiederholungen im Tank“).

Es dauert ein wenig Zeit und stetige Übung, um herauszufinden, wo genau die richtigen Bereiche liegen. Es kann sinnvoll sein, gelegentlich die eigenen Grenzen zu testen, um zu überprüfen, ob du dich noch in der richtigen Intensität für dein progressives Krafttraining befindest.

Frage dich bei jeder Übung:

  • Wie anstrengend ist das auf einer Skala von 1-10? Wenn du bei einer 7-9/10 liegst, bist du auf dem richtigen Weg. Bedenke, dass es hier um muskuläre Anstrengung geht, nicht darum, außer Atem zu kommen. (Das ist die RPE)
  • Wie viele Wiederholungen würde ich mit dem selben Gewicht oder der gleichen Ausführung noch schaffen? Wenn die Antwort bei 1-3 weiteren Wiederholungen liegt, passt es. (Das sind die RIR = Reps in Reserve).

2. Volumen: Gib deinem Körper genug Arbeit

Während beim Ausdauertraining das Volumen eine ganz essentielle Rolle spielt und im Laufe der Trainingszeit immer weiter steigen muss, gibt es für das Krafttraining einen gewissen Sweet Spot für das Volumen.

Beim Volumen sprechen wir im Kontext vom progressiven Krafttraining von der wöchentlichen Anzahl an Sätzen, Wiederholungen und Übungen.

Möchtest du effektive Reize setzen, dann wählst du:

  • 5-20 Sätze pro Muskelgruppe und Woche
  • 2-4 Sätze pro Übung und Trainingseinheit
  • 4-8 Übungen pro Workout

Bedenke, dass du niemals das Volumen auf Kosten der Intensität steigern solltest. Wenn du nur zwei Sätze mit einer RPE8 schaffst, dann belasse es bei zwei Sätzen und hänge nicht noch einen dritten Satz an, der gar keinen Reiz mehr setzt und dich nur weiter ermüdet.

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3. Technik: Qualität vor Quantität

Progession im Krafttraining kann auch bedeuten, dass du deine Technik verbesserst. Wenn du das gleiche Gewicht über Wochen verwendest, aber jede Woche deine Technik ein wenig besser wird und du genauer die Zielmuskeln triffst, dann ist das progressiv, auch wenn es nicht so leicht messbar ist.

Schaue dir bei jeder Übung die richtige Technik an und verinnerliche die jeweiligen Zielmuskeln, die du treffen willst.

4. Tracking: Fortschritt sichtbar machen

Was du nicht misst, kannst du nicht steuern.
Schreib in deinem Trainingstagebuch auf, was du während deines Krafttrainings tust:

  • Gewicht
  • Wiederholungen
  • RPE
  • Pausenzeiten

Nur so kannst du verfolgen, ob du über einen längeren Zeitraum stärker wirst und dich richtig herausforderst.

5. Geduld: Gib dir Zeit

Dein Körper wächst in Wochen, nicht in einzelnen Workouts.
Gib ihm Zeit.

Wie viel Progression ist realistisch?

Wie schnell du Fortschritte machst, hängt stark davon ab, wie lange du schon trainierst und wie konsequent und strukturiert du das tust.

Du kannst jahrelang Sport machen und immer noch Anfänger:in sein, wenn du dich bis dahin nicht adäquat gefordert hat.

Und du kannst andersherum auch schon nach 1-2 Jahren einen so fortgeschrittenen Status erreichen, dass der Zuwachs spürbar langsamer wird.

Die folgenden Werte dienen also nur der groben Orientierung und gelten nicht als absolute Maßstäbe.

Anfänger:innen (0–1 Jahr Trainingserfahrung)

Als Anfänger:in oder auch beim Wiedereinstieg nach einer Verletzung passiert extrem viel Fortschritt. Manchmal wird es „Newbie-Gains“ genannt, also die Neulings-Zuwächse.

Dein Körper reagiert auf fast jeden Reiz, dein Nervensystem lernt, Muskeln effizient zu aktivieren, und du baust schnell Kraft und Muskelmasse auf.

  • Kraftzuwachs: ca. 1–1,5 % pro Woche
    (oder etwa 2,5–5 kg mehr pro Übung und Woche in den großen Grundübungen)
  • Muskelaufbau: etwa 0,8–1 % des Körpergewichts pro Monat bei Männern, 0,4–0,6 % bei Frauen
  • Fast jede Woche ist ein messbarer Fortschritt drin, sofern du regelmäßig trainierst und dich ausreichend erholst.

Fortgeschrittene (1–3 Jahre Trainingserfahrung)

Je länger du dranbleibst, umso langsamer wird auch der Fortschritt. Das kann sich manchmal zu Beginn etwas frustrierend anfühlen, wenn du dich nicht mehr jede Woche spürbar steigern kannst. Aber eigentlich ist das ein gutes Zeichen, denn: Dein Körper hat sich an Training gewöhnt und braucht gezieltere Reize, um weiter Fortschritte zu machen.

  • Kraftzuwachs: ca. 0,25–0,5 % pro Woche
    (entspricht oft ca. 2,5 kg Steigerung alle 2–4 Wochen bei Grundübungen)
  • Muskelaufbau: etwa 0,3–0,6 % des Körpergewichts pro Monat

Du wirst merken: Fortschritt passiert nicht mehr von allein. Du musst dein Training planen, dokumentieren und bewusst steuern.

Erfahrene Athlet:innen (3–5+ Jahre Trainingserfahrung)

Wenn du mehrere Jahre dabei bleibst, dann fühlt es sich oft wochen- oder monatelang so an, als würde gar nichts mehr passieren. Dein Körper ist stark, effizient und an hohe Belastungen angepasst. Der Fortschritt passiert zwar noch, aber in winzigen Schritten.

  • Kraftzuwachs: ca. 0,1–0,25 % pro Woche
    (oft nur 2,5 kg auf 2–3 Monate gerechnet bei schweren Grundübungen)
  • Muskelaufbau: maximal 0,1–0,2 % des Körpergewichts pro Monat

Der Fokus liegt jetzt weniger auf „mehr Gewicht“ und mehr auf Bewegungsqualität, Technikfeinschliff und langfristiger Stabilität.

Progressives Krafttraining zuhause – geht das überhaupt?

Du willst zuhause trainieren und trotzdem sinnvolle Reize setzen?

Das kann funktionieren. Aber leider nicht uneingeschränkt und nicht ohne ein paar Kompromisse.

Wenn du nur mit deinem eigenen Körpergewicht trainierst, stößt du irgendwann an eine Grenze.
Anfangs sind Liegestütze, Ausfallschritte und Planks super und sie setzen für dich als Anfänger:in einen klaren Reiz.
Aber dein Körper passt sich schnell an. Was anfangs fordernd war, wird bald Routine. Und wenn der Reiz nicht mehr intensiv genug ist, passiert auch nichts mehr.

Wenn du nur mit dem eigenen Körpergewicht trainierst, lässt sich die Intensität nur sehr begrenzt steigern.
Du kannst zwar Wiederholungen oder Tempo verändern, aber irgendwann fehlt schlicht das zusätzliche Gewicht, um den Muskel wirklich herauszufordern. Das ist insbesondere bei den großen Muskelgruppen wie den Beinen, Gesäß oder dem Rücken der Fall.

Deswegen benötigst du nicht zwingend ein komplettes Fitnessstudio, um progressives Krafttraining möglich zu machen.

Ein Paar Kurzhanteln und ein Satz Widerstandsbänder reichen insbesondere für die ersten 1-2 Trainingsjahr völlig, um deinen Muskelaufbau zu sichern. Damit kannst du das Widerstandsprofil variieren, Übungen schwerer machen und nahezu jede Muskelgruppe effektiv trainieren.

Das ist auch der Grund, warum ich in meinen Trainingsplänen Hybrid Starter und Performance 1.0 für jede Übung auch eine Alternative mit Kurzhanteln oder Bändern integriere. Damit du überall effektiv trainieren kannst und Fortschritte erzielst.

Ich will Muskeln aufbauen und stärker werden

HYBRID Starter (20 Wochen Kraft-Trainingsplan)

€177 (Einmalzahlung)

  • 20 Wochen Plan für deinen Einstieg ins Krafttraining als blutige:r Anfänger:in
  • 2 Kraft-Einheiten pro Woche à 45-60 Min
  • inkl. Home-Gym Optionen
  • umfangreicher Guide mit zahlreichen Tipps & Tricks und Hintergrundwissen
  • KEINE Vorerfahrung nötig, Start in jedem Alter möglich

HYBRID Performance 1.0 (16 Wochen Kraft-Trainingsplan)

€147 (Einmalzahlung)

  • 16 Wochen Plan für mehr Performance, Kraft, Muskulatur und Geschwindigkeit
  • 4 Trainingsblöcke
  • Fortgeschrittene Progression inkl. Plyometrie
  • Home-Gym-freundlich

Warum „es fühlt sich anstrengend an“ nicht automatisch effektiv ist

Viele Trainierende verwechseln Erschöpfung mit Effektivität. Insbesondere Läufer:innen erwische ich dabei immer und immer wieder.

Zirkeltraining, unzählige Wiederholungen und ultrakurze Pausen fühlen sich brutal an, aber das heißt nicht, dass du damit Muskeln aufbaust. Denn wenn die Pausen zu kurz sind, kann dein Muskel nicht genug Kraft entwickeln und der Reiz und das Gefühl der Anstrengung ist eher kardiovaskulär und auf Ebene des Nervensystems. Nicht muskulär.

Muskelaufbau braucht Spannung, nicht nur eine gefühlte Anstrengung.

Nimm dir also Zeit zwischen den Sätzen (90–120 Sekunden oder mehr), halte die Spannung in der Übung und steigere gezielt, statt dich durch den Zirkel zu hetzen.

Fazit: Progressives Krafttraining

Progressives Krafttraining ist nicht nur ein wichtiges Buzzword in der Fitnessszene, sondern das Fundament jeder körperlichen Weiterentwicklung. Es entscheidet darüber, ob du dich einfach nur bewegst oder ob du dich wirklich veränderst.

Viele trainieren regelmäßig, aber ohne Struktur und ohne Fokus. Das Ergebnis: viel Schweiß, wenig Fortschritt.

Doch dein Körper wächst nur, wenn du ihn gezielt forderst, ihm Zeit zur Anpassung gibst und deine Entwicklung steuerst. Verfolge einen gezielten Trainingsplan, um die richtigen Reize zu setzen. Lasse dir mehr Zeit. Und trainiere intensiv!

Echte Progression bedeutet nicht, jede Woche mehr Gewicht draufzupacken, sondern gezielt zu trainieren: mit der richtigen Intensität, ausreichendem Volumen, sauberer Technik und kontinuierlicher Dokumentation.

Author: Paula Thomsen

Paula Thomsen ist die Gründerin von Laufvernarrt. Mit ihrer gebündelten Expertise als staatlich anerkannte Physiotherapeutin, Ernährungsberaterin und Personal Trainerin widmet sie sich ganzheitlich und fundiert den Themen rund um Fitness, Ernährung, Training und mentale Gesundheit.