„Die Waage lügt“ – Über die Kunst des Wiegens
„Die Waage lügt!“, ist ein häufiger Kommentar von Menschen, die über das Gewicht sprechen. Nicht nur Personen, die selbst mit dem Ergebnis auf der Waage unzufrieden sind, nehmen diesen Satz in den Moment. Auch zahlreiche Coaches und Trainer*innen predigen in einer Tour „Die Waage lügt.“ Doch was ist dran an dieser Aussage? Wie wiegen wir uns richtig? Das und mehr erfährst du in diesem Artikel:
- Warum die Waage nicht lügen kann
- Warum die Waage aber doch lügt.
- Wie du dich richtig wiegst
- Wann du vermeiden solltest, dich zu wiegen.
„Die Waage lügt“ – Warum dieser Satz nicht der Wahrheit entspricht
Wir haben alle schon einmal so eine Situation erlebt. Jemand beklagt sich darüber, nicht abzunehmen oder sogar zugenommen zu haben. Und eine andere Person erwidert: „Die Waage lügt, verlasse dich nicht darauf!“
Doch ist das wirklich so?
Wie genau kann eine Waage lügen, wenn sie doch einfach nur das Gewicht eines auf ihr platzierten Objekts misst und darstellt?
Tatsächlich kann die Waage nicht lügen. Zumindest, was den reinen Faktor Gewicht betrifft. Körperfettanteil, Vitalwerte und Muskelanteile sind eine Ausnahme – in diesen Bereichen lügt die Waage nämlich sehr wohl des Öfteren beziehungsweise liefert sie unheimlich ungenaue Werte.
Doch in den, was die Waage behauptet, hat sie Recht:
Das auf ihr befindliche Objekt hat ein bestimmtes Gewicht.
Natürlich kann das Gewicht etwas abweichen. Wenn der Untergrund uneben ist, kann der Wert schwanken. Die Waage ist möglicherweise nicht genau geeicht und darum etwas ungenau. Doch die Kernaussage bleibt gleich. Du wiegst dein Gewicht.
Denn die Zahl auf der Waage zeigt dein Gewicht in Kilogramm. Nicht mehr und nicht weniger.
Es bedeutet also erstmal nicht viel, außer dass du eine bestimmte Masse auf deine Körpergröße besitzt.
Warum die Waage aber doch lügt
Wenngleich das Gewicht, das die Waage präsentiert, in etwa der Wahrheit entspricht, gibt es jedoch einen Harken. Denn vielleicht „lügt“ die Waage doch in einem kleinen Punkt.
Denn sie kann dir nicht verraten, woraus dein Gewicht besteht. Außerdem weiß sie nicht, ob es sich um Schwankungen oder tatsächliche dauerhafte Veränderungen handelt.
Sie verrät dir also nicht, ob du gerade Wassereinlagerungen hast, viel Magen-Darminhalt mit dir herumträgst oder du tatsächlich Fett aufgebaut hast oder aber dein Krafttraining endlich die gewünschten Ergebnisse in Form von Muskelaufbau zeigt.
Sie zeigt dir lediglich dein heutiges Gewicht. Vielleicht auch im Vergleich zum letzten Mal. Und darin lügt die Waage nicht.
So wiegst du dich richtig
Die Waage kann ein Werkzeug sein, um deinen Fortschritt im Bereich Abnehmen oder Zunehmen zu verfolgen. Insbesondere, wenn du viel abnehmen oder zunehmen möchtest, ist die Waage durchaus ein Tool, das du selbst in Betracht ziehen kannst.
Doch wenn du dich für das Wiegen entscheidest, gibt es ein paar Dinge zu beachten, damit „die Waage nicht lügt“.
- Wiege dich in immer zur gleichen Tageszeit und in der gleichen Kleidung. Am besten trägst du nur Unterwäsche.
- Dokumentiere dein Gewicht über einen längeren Zeitraum.
- Überbewerte Schwankungen nicht. Erst nach einigen Wochen lässt sich beurteilen, ob die Richtung, in die sich dein Gewicht verändert real ist. Denn Wassereinlagerungen oder andere Schwankungen sind normal. Insbesondere für Frauen kann das Gewicht im Laufe des Zyklus um 2-3 Kilogramm oder sogar mehr schwanken.
- Stelle die Waage auf einen ebenen und festen Untergrund wie Fliesen.
- Benutze immer die gleiche Waage.
- Ergänze das Wiegen durch weitere Methoden wie zum Beispiel Caliper, Umfänge messen, Fotos oder Videos.
Grundsätzlich kannst du dich auch täglich wiegen und die Daten dokumentieren. Doch beachte, dass es kein Muss ist. Du kannst dich auch nur einmal pro Woche wiegen.
Beim täglichen Wiegen fallen Schwankungen natürlich deutlich stärker auf. Das normalisiert sie möglicherweise auch. Beim wöchentlichen Wiegen gehen diese Schwankungen etwas mehr unter, aber sind natürlich dennoch vorhanden.
Im Endeffekt ist es aber egal, wie oft du dich wiegst. Das Wichtigste ist, dass du die Werte über einen längeren Zeitraum miteinander vergleichst.
Die Waage lügt – Wann ich vom Wiegen abrate
Und doch gibt es auch Situationen, in denen die Waage kein guter Maßstab ist.
Wenn du eine starke emotionale Kopplung mit dem Gewicht hast, ist es möglicherweise keine gute Idee. Auch wenn dein Tag davon abhängt, dass du dich morgens wiegst und welches Ergebnis die Waage dir anzeigt, solltest du vielleicht lieber die Finger von der Waage lassen.
Für viele Menschen ist das Thema Gewicht viel zu emotional. Wenn du die Werte nicht rational und analytisch betrachten kannst, rate ich dir definitiv vom regelmäßigen Wiegen ab.
Du kannst auch andere Methoden verwenden. In dem Fall sind Caliper, Fotos, Videos oder Umfangmessungen möglicherweise die bessere Wahl.
Auch wenn dein Ziel zum Beispiel eine Rekomposition deines Körper ist, bringt dich die Waage nicht weiter. Oder aber wenn du nur ganz wenig ab- oder zunehmen möchtest. Auch in dem Fall sind Videos und Fotos die bessere Alternative.
Ich empfehle niemandem, sich nur auf die Waage zu stellen, wenn du etwas an deiner Körperzusammensetzung verändern möchtest. Denn die Waage kann keine Aussagen darüber treffen, ob du zum Beispiel parallel Muskulatur auf und Fett abgebaut hast. Du siehst lediglich, ob es mehr oder weniger Gewicht im Vergleich zum letzten Mal ist. Misst du zusätzlich Umfänge und/oder die Faltendicke mittels Caliper erhältst du eine bessere Übersicht über die Zusammensetzung deines Körpers und dessen, ob sich etwas verändert. Besonders, wenn du normalgewichtig oder sehr muskulös ist, ist es deutlich sinnvoller, auf diese Messarten zurückzugreifen, weil die Waage in diesem Fall schlichtweg meist keine hilfreichen Werte mehr liefern kann.
Hallo Paula,
ich mache das ähnlich und sage auch mehr oder weniger jedem der meint (durch Sport) abnehmen zu wollen dass er / sie regelmäßig Fotos von sich machen soll um den Fortschritt zu dokumentieren. Das ist dann deutlich plastischer als pure Zahlen auf einem Display und im Endeffekt ist es für einen Sportler relativ egal wie schwer er ist, Hauptsache das Verhältnis von Körperfett zu Muskelmasse stimmt so halbwegs.
Schaut man sich einen Usain Bolt an, der mit knapp 100 kg ein echter Brocken an, erkennt man ganz schnell dass das Gewicht nicht alleine der Faktor sein kann der Leistung bestimmt.
Mittlerweile habe ich sogar überhaupt keine Waage mehr daheim und beurteile mich ausschließlich vor dem Spiegel und mittels Caliper.
Gruß
Sascha
Ich hätte niemals gedahct, dass Usain Bolt 100kg wiegt 😀 Gut zu wissen und künftig wohl mein neues Beispiel, wenn ich Menschen von zu viel Gewicht erzähle 😀
<3
Ich habe mich am Sonntag das erste Mal nach 2 Monaten wieder gewogen. Und es sofort bereut… Die Kilos die ich scheinbar zuviel habe habe ich in der Form garnicht bemerkt…
Und auch festgestellt je nachdem wo die Waage auf den Fliesen steht das Gewicht um 2kg varieren kann. Zufall lässt grüßen..
Eben, und im Endeffekt isses doch egal, wenn man es in der Form nicht bemerkt und sich wohlfühlt! Und Waagen sind eh immer sehr ungenau 😀
Liebe Paula,
toller Blogpost! Ich sehe das wie du, ich mag es auch nicht wirklich auf die Waage zu steigen… eben auch wegen meiner Vorgeschichte. Ich habe mich einmal ein ganzes Jahr nicht gewogen und bin dann einfach rein aus Interesse und Zufall auf die Waage gestiegen, ich wog so wenig wie mit 14 Jahren – das hat mich dann doch sehr schockiert. Deshalb steige ich jetzt doch alle heiligen Zeiten auf die Waage, auch wenn ich es nicht mag… Ich habe zwar wirklich das Gefühl, dass meine ES der Vergangenheit angehört, aber trotzdem möchte ich nicht unter 48kg kommen. Ich weiß zwar nicht wie ich es geschafft habe mit einer normalen Ernährung überhaupt so weit runter zu kommen, aber es war für mich irgendwie wieder ein Grund meine Essgewohnheiten ein wenig zu optimieren. Zum Glück halte ich mein Gewicht ohne Anstrengung oder ohne mich großartig damit zu beschäftigen ganz gut, aber ich wüsste nicht was ich tun würde wenn ich mal „zu viel“ drauf hätte….
Und was den Sport angeht! OH JA, als ich recht viel Sport gemacht habe, hatte ich bei gleicher Kleidergröße gleich 5kg mehr als sonst auf der Waage. Für mich ist meine Kleidung eigentlich immer ein ganz guter Indikator. Obwohl man da ja auch sagen muss, dass Kleidung schnell mal zu klein werden kann wenn man auf einmal Muskeln an Beinen und Armen hat… *haha*
Wie auch immer… toller Post Paula!
Liebe Grüße,
Sabrina
Wow, Sabrina, das ist mal ein ehrlicher Kommentar. Ja, klar! Es ist absolut wichtig, auch ein gewisses Gewicht nicht zu unterschreiten, wenn man da gefährdet ist. Kann eben auch mal „positive“ Kontrolle bedeuten. Habe auch gerade eben deinen neuen Blogartikel zu dem Thema verschlungen – großartig :*
Ha! Paula, was soll ich dazu sagen…die Waage ist so ein Thema. Ich finde, dass sie nichts aussagt, sobald man sich dafür entschieden hat, Krafttraining zu betreiben. Denn, wie du schon sagst, zählt auch die Muskelmasse zum „Gewicht“. Ich nehme da lieber meine Kleidung und mein Spiegelbild als Indikator. Ich kenne meinen Körper sehr gut und weiß genau, wann ich mal wieder Wassereinlagerungen habe oder andere wehwehchen :D. Die Waage macht viele krank. Deshalb lieber weg damit!! LG Miri von http://www.cheatcleanlikeaqueen.wordpress.com
Liebe miri, danke für deinen Kommentar – ja, du hast so Recht 🙂 Schön, dass du deinen Weg gefunden hast.
Toller Beitrag! Du hast vollkommen recht: Das Gewicht allein ist wenig aussagekräftig.
Ich wiege mich einmal wöchentlich, jedoch nur zu „Dokumentationszwecken“ und damit die Berechnung des Kalorienverbrauchs etc. etwas genauer wird. Ganz wichtig finde ich dabei, dass das Wiegen unter „sonst gleichen Bedingungen“ stattfindet, wie du ja auch angedeutet hast. Das ist natürlich die Kleidung, Magen-/Verdauungsinhalt, aber auch die Tageszeit (bei mir zumindest). Ansonsten lassen sich die Werte nicht wirklich vergleichen.
Dem Gewicht an sich messe ich aber kaum Bedeutung zu, Schwankungen von 2 kg (in beide Richtungen) sind bei mir total normal, selbst wenn ich mich direkt am nächsten Tag noch mal wiege. Lediglich der langfristige Trend interessiert mich und … naja, Weihnachten steht ja vor der Tür, da ist es schon interessant zu erfahren, wie viel man sich in dieser kurzen Zeit „anfuttern“ kann 😀
Danke Robert für deine Erfahrungen 🙂 Jaa, so kann man es doch wunderbar handhaben! Hehe, dann mal viel Erfolg mit den Weihnachtskilos 😉
Das Thema mit der Waage ist eine sehr schwierige Angelegenheit. Auf der einen Seite hast du recht, dass man dadurch gewissen Dinge regelmäßig kontrollieren kann und wenn man ein Ziel vor Augen hat, ist das bestimmt auch gar nicht schlecht. Wenn man aber vielleicht eine eher schwierige Vorgeschichte mit dem Gewicht hatte, dann kann das schnell wieder in die falsche Richtung führen.
Ab und zu wiege ich mich schon, aber es ist für mich persönlich eher nicht so gut.
Liebe Grüße
Kathleen von http://www.kathleensdream.de
Danke Kathleen, ja so ist es! Gerade die Vorgeschichte macht dann eben den entscheidenden Unterschied. Also besser Waage aus dem Fenster schmeissen 😉