Fitness als Heilung der Essstörung

Fitness als Heilung der Essstörung. Leidest Du unter einer Essstörung? Bist du magensüchtig, Binge Eater oder hast Bulimie? Warum Fitness dann in keinem Fall der Ausweg sein sollte und worum es wirklich bei dem Weg aus der Essstörung geht, erfährst du in diesem Artikel.

Hast du auch eine Essstörung? Kein Problem, dann beginn doch einfach, Fitness als deinen Lifestyle zu leben. Es gibt sie immer mehr: die Fitnessblogs und Social Media Accounts, die behaupten, sie hätten ihre Essstörung durch den neu entdeckten Lebensstil geheilt. Egal ob highcarbvegan, nocarbpaleo oder IIFYM (if it fits your macros), sie sind fit, sie sind schlank, sie sind schön und verfolgen einen strengen Lebensstil. Doch in einem Punkt sind sie sich alle einig: die Essstörung spielt keine Rolle mehr.

Warum ich hier vor fremden Türen kehre?

Ganz einfach, weil wir Vorbilder sind. Weil ich Klientinnen habe, die ebensolchen Accounts und Blogs folgen und in meinem Coaching nicht verstehen, weshalb diese Menschen keine Vorbilder sein können. Weshalb es NICHT gesund ist, seine Makros bis aufs kleinste Detail zu tracken, 8x die Woche zu trainieren und all sein Essen aus Tupperdosen zu verzehren.

Wenn du schon länger hier auf Laufvernarrt unterwegs bist, weißt du, dass ich selbst einen Vergangenheit mit einer Essstörung und Depressionen mitbringe. Ich hab mich nahezu totgehungert, dann hochgefressen und irgendwann einen guten Weg gefunden. Laufen, Krafttraining und auch meine gute Ernährungsform tragen ihren essentiellen Teil dazu bei. Ich bin mir sicher, dass ich ohne meine Bewegung und ohne meine Ernährung nur halb so zufrieden und noch doppelt so essgestört wäre. Und doch weiß ich: Es gibt Grenzen.

Warum der Lebensstil dazu gehört, aber nicht alles ist.

Gesund ernähren, Sport machen, Bewegen, Laufen – all das gehört zu meinem Leben dazu wie Duschen und Zähneputzen. Es gibt mir Sicherheit und es gibt mir Struktur. Es schüttet die notwendigen Endorphine, Dopamine und Adrenalin aus, um mich gut zu fühlen. Aber es ist nicht alles. Niemals werde ich mir einreden, dass ich mein Lebensglück in der perfekten Figur, dem neuen 6er Split oder dem Tupperdosenfutter finde. Wenn die Angst vor bestimmten Lebensmittel bleibt, wenn die Panik bleibt, einen oder zwei oder fünf Tage nicht zu trainieren, wenn du deinen Körper hasst und wenn deine Körperform das größte Thema deines Tages bleibt, dann kannst du dir sicher sein, dass dieser Lebensstil noch nicht die Heilung ist. Dass die Essstörung weiterhin besteht. Klar, vielleicht hast du nun wieder ein gesundes Körpergewicht. Aber genau so wenig wie Untergewicht das einzige Kriterium einer Magersucht ist, ist Normalgewicht kein Kriterium für Gesundheit. Denn in deinem Kopf, da bleibt die Scheiße. Mit dem kleinen Unterschied, dass du dich nun darauf fokussierst, so perfekt muskulös wie möglich auszusehen anstatt so perfekt dünn wie möglich.

Ich weiß. Es handelt sich hier um einen extrem schmalen Grat. Dennoch will ich das hier nicht einfach so unbehandelt lassen. Denn wir müssen aufpassen. In dieser unglaublich essgestörten Welt ist es in meinen Augen nahezu unmöglich, ein gesundes Essverhalten zu verfolgen. Einen gesunden Lebensstil zu verfolgen. Weil überall Extreme warten. Doch das ist nicht die Lösung. Rede dir das nicht ein. Und redet das unseren „Followern“ bitte nicht ein, liebe „geheilte“ Influencer.

Über das „Gutfühlen“

Versteht mich nicht falsch. Ich LIEBE diesen Lebensstil, den ich führe. Ich möchte ihn durch nichts ersetzen. Um nichts in der Welt möchte ich mein morgendliches Hipsterfrühstück aus dem Glas gegen irgendetwas anderes eintauschen. Weil ich es gerne mag und weil ich mich so unglaublich gut in diesem Körper fühle, wie ich es nie für möglich gehalten hätte. Ich hab Jahre des Selbsthass, Jahre der Selbstzerstörung und der Extreme hinter mir. Mein einziges Ziel ist doch nur, diesen Körper zu lieben und dieses Leben zu genießen. Und dazu gehört schlichtweg die körperliche Gesundheit und Fitness. Und genau so die mentale Gesundheit und Fitness.

Kann ich mental gesund sein, wenn ich mich nur noch von Pute und Brokkoli ernähre? Wenn es mein Lieblingsessen ist, vielleicht schon. Aber welch merkwürdiger Zufall, dass ausgerecht selbsternannte Bodybuilderchicks mit Magersuchtsvorgeschichte dieses Essen so lieben. Dieses Essen, was rein zufällig dazu führt, dass der Körper kein Gramm Körperfett zu viel ansetzt. Und welch merkwürdiger Zufall, dass genau diese Bodybuilderchicks jede einzelne Kilokalorie zählen und jede kleinste Bewegung tracken, um sicherzugehen, ihren Körper komplett unter Kontrolle zu haben.

You've been criticising yourself for years and it hasn't worked. Try to accept yourself and see what happens.

Verstehst du, was ich sagen will? All diese Hobbys, all diese Ernährungsideen und diese Passionen, sie haben ihre Berechtigung. Aber es gibt Grenzen. Natürlich ist es besser, wenn du trainieren gehst und dich gesund ernährst als wenn du hungerst und rennst. Doch bitte höre auf, irgendjemandem inklusive deiner selbst vorzugaukeln, dass du gesund und glücklich bist, während du auf deinem trockenen Stück Pute herumkaust und dich 12 Stunden pro Woche zum Training quälst, obwohl du nicht mehr kannst.

Die Essstörung – mehr als „zu dumm zum essen“

Ich habe eines verstanden: nur Sport und Ernährung können mich nicht heilen. Genau so wenig wie nur das Essen mich nicht krankgemacht hat, wird es mich auch nicht von meiner Essstörung heilen. Es trägt seinen Teil dazu bei, aber es ist nicht alles. Also bitte. Erzähl keinen Blödsinn. Was jemand, der unter einer Essstörung leidet, braucht, ist nicht nur exzessives Training und gesundes Essen. Was sie brauchen, ist eine fachmännische Therapie.

Eine Essstörung ist mehr als ‚zu dumm zum Essen‘ sein und eine Depression ist mehr als ein schlechter Tag. Es ist so viel tiefergehend. Die Gründe müssen aufarbeitet werden, neue Strategien entwickelt werden. Eventuell müssen Medikamente den Prozess unterstützen, weil es echte Krankheiten sind. Krankheiten, die nicht einfach so durch ein Sixpack oder mehr Booty geheilt werden können. Krankheiten, vor denen du nicht langfristig weglaufen kannst.
Es gibt Studien dazu, das alles hier nun aufzuzählen wäre zu lang, aber in Depressions-Therapien wird nicht umsonst auch viel mit Bewegung gearbeitet. Dennoch: es ist eben nicht alles.
Jahrelange Therapie und Arbeit an dir selbst gehören dazu. Der Wunsch, den Fokus auf etwas anderes hinzulenken als nur auf seinen Körper und die Kontrolle dessen.

Schwarze Schafe in der Welt der geheilten Essstörungen

Und dann gibt auch die schwarzen Schafe.
Menschen, die behaupten, sie könnten heilen, indem sie sich nun highcarbvegan, nocarbpaleo oder sonstwie ernähren oder aber ganz genau 2491,33 Kilokalorien täglich essen, dazu 10km jeden Tag laufen gehen und 5x wöchentlich im 3er split Krafttraining absolvieren.
Du kannst dir vorstellen: das funktioniert nicht. Und ich finde es gefährlich, dass das als Vorbild vieler kranker, junger Mädchen und auch Jungs dient. Denn was du für dich selbst lebst und tust – das ist die eine Sache. Als Influencer tragen wir aber eine gewisse Verantwortung.

Dass Menschen sich einreden, sie seien geheilt, obwohl die Liste der verbotenen Lebensmittel länger als meine Wunschliste der Orte, die ich noch bereisen möchte ist. Und der Sportzwang unüberschaubar ist. Das Sixpack wichtiger als der beste Freund, die Gründe für die eEsstörung oder Depression nie bearbeitet und die Energie abends für nichts mehr vorhanden ausser um 20h00 ins Bett zu gehen und die Makros zu überprüfen.

Und es geht um nichts anderes mehr: Fitness. nur Fitness. Der perfekte Körper. Die perfekte Ernährung. Das perfekte Training. Und die 20km extra zum Laufen, wenn am Sonntag das langersehnte Cheatmeal auf den Tisch kommt. Dann gibt es Selbsthass, Zweifel, Wut und ein tagelang beschissenes Körpergefühl gratis dazu.

Fitness als Heilung der Essstörung. Leidest Du unter einer Essstörung? Bist du magensüchtig, Binge Eater oder hast Bulimie? Warum Fitness dann in keinem Fall der Ausweg sein sollte und worum es wirklich bei dem Weg aus der Essstörung geht, erfährst du in diesem Artikel.

Wo bleibt da die Workoutlifebalance?

Wo bleibt Zeit für Liebe, Genuss, Entspannung, Glück?
Das alles ist fort. So weit weg. Weil diese mädchen nun zwar nicht mehr die dünnsten der Welt sein wollen, dafür aber die ‚recovertsten‘ oder die ‚durchtrainiertesten‘.

Versteh mich nicht falsch: auch ich bin nicht perfekt. Ich gehöre sogar ein bisschen dazu. Zu diesen Mädchen, die sich durch Sport heilen wollen. Doch ich habe verstanden: nur Sport macht mich nicht gesund. Das hat nicht funktioniert. Ich muss und musste an mir arbeiten, um wirklich zufrieden zu werden und immer besser in mir zu ruhen. Meine Lebensweise, die hilft mir dabei. Denn der Sport liefert mir die nötigen Endorphine und die gesunde, nährstoffreiche Ernährung liefert mir die Baustoffe für andere Neurotransmitter und Glückshormone. Der Lebensstil bringt mir die Gesundheit, die ich mir jahrelang so vehement verwehrt habe. Und in einem gesunden Körper lebt ein gesunder Körper.
Doch es ist eben nicht alles.
Da ist noch so viel mehr in diesem Leben.
Und ich hoffe, dass auch die, die jetzt noch schwer in ihrer Essstörung gefangenen Fitnesslifestylemädchen das irgendwann verstehen und gut zu sich sein können. Den Sport und die Ernährung nicht mehr als Kampf gegen sich sehen müssen, sondern es als Bereicherung des Lebens entdecken können.

Normalerweise kommt jetzt immer noch ein Abschlusssatz im Sinne von ‚wie sind deine Erfahrungen damit‘ – doch irgendwie finde ich das gerade gar nicht passend. Ich wollte mir Luft machen und dich daran teilhaben lassen. Nun also – kommentiere, wenn du magst. Oder lass es, wenn du nicht magst.

Author: Paula Thomsen

Paula Thomsen ist die Gründerin von Laufvernarrt. Mit ihrer gebündelten Expertise als staatlich anerkannte Physiotherapeutin, Ernährungsberaterin und Personal Trainerin widmet sie sich ganzheitlich und fundiert den Themen rund um Fitness, Ernährung, Training und mentale Gesundheit.

22 thoughts on “Fitness als Heilung der Essstörung

  1. Ein sehr ehrlicher Beitrag von dir. Ich empfinde diesen Wandel auch nicht als Heilung sondern eher als verschobenen Fokus. Während vorher die gesamte Energie in die Regulation der Kalorienzufuhr gesteckt wurde, ist es jetzt eben das tägliche Sportprogramm. Das man damit offensichtlich gesünder aussieht ist klar, denn die meisten fangen auch wieder an zu essen. Langfristig gesehen bedeutet es aber keine Heilung. Ich war noch nie essgestört und glaube das wäre auch nicht mein Weg meine Emotionen zu verdauen, daher kann ich zu den Ursachen überhaupt nichts sagen, da ich mich nicht in Erkrankte rein versetzen kann. Ich denke nur, dass eine zielgerichtete ursachenforschende Therapie mehr bringt als eine Verlagerung des Fokus auf das nächste Extrem

  2. Hi, sehr schöner Beitrag und vor allem danke für die deine Offenheit. Ich selbst hatte zum Glück nie mit solch Problemen zu kämpfen und kenne auch niemandenin meinem Bekanntenkreis. Daher fehlt mir manchmal, grad bei Instagramm der richtige Blick. Ich habe mich bei so manchen Accounts manchmal einfach nur gewundert, wie dieses Pensum an Sport zu schaffen ist,diese einseitige Ernährung noch Spaß am Leben bringen kann aber vor allem habe ich mich als „normaler“ Abnehmer schon öfter gefragt ob das vielleicht so sein muss und der einzige Weg ist wie es tatsächlich funktionieren kann. Daher danke fürs Augen öffnen und keep up the good work.

  3. Hey du :* ich habe gerade ei bisschen in deinem Block gestöbert und dabei dessen Artikel entdeckt.. Und ich gebe zu das du mich zum nachdenken angeregt hast. ich habe mich in manchen Sätzen wirklich wieder erkannt. das hat mich ehrlich gesagt erschrocken, denn ich finde nicht das ich eine Essstörung habe (wobei sich die Frage stellt wo eine ES beginnt). Wie hast du denn wieder zu dir selbst gefunden? Denn an manchen Tagen merke ich einfach wie unwohl ich mich fühle und das Körper und Seele einfach nicht im einklang sind (falls man das so nennt)
    Gibt es da eine Art „Trick“ was man tun kann bzw was hast du gemacht um dich wider besser zu fühlen?
    Bevor ich es vergesse, ich finde deinen Blog wunderschön
    LG <3
    Ann Christin

  4. Hallo Paula 🙂

    Dein Text hat mich zum nachdenken gebracht… Ich habe viel zu lange Zeit mit Frust und Depression gelebt, eigentlich war ich nie ernsthaft zu dick, aber Mitschüler/Kinder können doch sehr gemein seien. Das nagt dann natürlich an einem und das wollte/möchte ich durch gesunde Ernährung und Sport wett machen.
    Es war/ist ein harter Weg aus diesem tiefen, schwarzen Loch und es hat sich schon strak verbessert, im Gegensatz zu der Zeit vor dem Sport. Ich habe durch das Training bei Taekwondo viel Freude und Selbstbewusstsein erlangt. Dafür bin ich sehr dankbar! Auch meine weitere sportliche Karriere hilft mir immer weiter. Mir ist bis jetzt nur nicht so richtig klar gewesen, dass ich noch einen langen Weg vor mir habe, da ich noch immer an einigen Tagen unzufrieden bin und eben diese Unzufriedenheit mit Sport und gesunder Ernährung – sozusagen – wieder gut machen will.

    Vielen lieben Dank, dass du so offen bist und deine Gedanken teilst!

    Liebe Grüße,
    Julia

  5. Großen Dank für deinen Artikel! Ich litt (oder leide?) selbst an gestörtem Essverhalten, von Anorexie bis Bulimie und letztendlich Binge Eating war alles dabei. Selbstverletzendes Verhalten auch.
    Ich mache nun seit einiger Zeit sehr viel Sport und muss zugeben, dass mir das total gut tut. Anfangs habe ich, um aus der Anorexie und Bulimie herauszukommen, einfach nur noch gegessen wie ich wollte, Sport gemieden und mir keine Gedanken gemacht, bis ich mich unwohl fühlte und gemerkt habe: Es ist noch nicht vorbei… ich musste mir irgendwann eingestehen, dass ich Fressattacken bekommen habe, durch die ich zunehme. Es reicht eben nicht nur (zumindest bei mir nicht): Einfach alles diätmäßige meiden, dann wird man schon gesund. Naja. Jedenfalls habe ich „Esskontrolle“ in letzter Zeit wieder zugelassen, und bin mir SO unsicher, ob es aus der Essstörung raus oder wieder hineingeht! Es ist so verdammt schwierig.. Andererseits fällt mir schon der Unterschied auf, dass mittlerweile die Nachricht an mich nicht mehr ist, etwas durch Essen zu kompensieren – Wut, Trauer, Einsamkeit, Hass … sondern Liebe. Liebe an mich selbst und meinen Körper. Der Wille etwas schaffen zu können, stark zu sein. Ich will auch nicht mehr untergewichtig sein. Aber eben muskulös. Und da fängt die Frage wieder von vorne an: Was darf ich wollen, was nicht? Ab wann ist es krankhaft? Es ist so schwierig. Ich muss dir in all deinen Punkten zustimmen, es ist ein Ausweg, eine Option, aber er löst es nicht alleine. Seit etwa 2 Jahren befinde ich mich in Psychoanalyse und muss sagen; auch wenn ich dadurch Rückschläge einstecken musste, hat es mich doch weiter gebracht. Nämlich um Verständnis, warum die ganze Sache. Und es hat mir beigebracht, (zumindest öfter) genauer hinzuschauen und Gefühle auszudrücken, auch zu teilen, anstatt sie nur mit mir (und meinem Körper) auszumachen… trotzdem, die permanente Angst und Sorge bleibt. Ganz zu schweigen von meinem schlechten Gewissen gegenüber Bodypositivity und Fat Pride, dem ich eigentlich sehr solidarisch gegenüber stehe. Aber das ist nochmal eine andere Geschichte.

    Ich danke dir sehr für deinen Artikel und wünsche dir alles Gute. Ich hoffe, du findest die Kraft für Selbstliebe und Sonnenschein, wenn mal wieder alles dunkel ist.

    Lieber Gruß
    ljeto

    1. Hallo Ijeto, danke für deinen ausführlichen und ehrlichen Kommentar! Es tut mir Leid, dass du nach wie vor so sehr unter dem ganzen Gehirnblödsinn leidest, aber schön, dass du auf einem besseren Weg bist. Wenn du Hilfe brauchst/Fragen hast, melde dich gern wieder! Ganz liebe Grüße, Paula

  6. Ein sehr guter und auf den Punkt gebrachter Blogpost, den ich gerne gelesen habe! Jedes Fitzelgramm tracken (oder HCLF, oder oder oder) und andere davon überzeugen zu wollen, es sei der richtige Weg ist falsch! Ein jeder muss seinen Weg finden, und er wird für jeden Menschen anders aussehen 🙂

  7. Oh Gott Amen! Endlich sagt es mal jemand! Ich kriege mittlerweile auch die Krise, das der Fitnesslifestyle in den Himmel gelobt wird und alle ihre Essstörung dadurch besiegt haben. Klar, das lässt sich in der Theorie natürlich gut verkaufen, wenn man regelmäßige Mahlzeiten zu sich nimmt, ausreichend Sport treibt und ein gesundes Gewicht hat – das die Krankheit im Kopf allerdings nur den Fokus verändert, davon spricht niemand. Überall seine Tupperdose mit Low Carb, Low fat und high Protein dabei zu haben, und alles bis ins kleinste Makro vorzuplanen weil man sonst nichts essen „darf“ ist meiner Meinung nach genauso essgestört wie eine Magersucht.

    Ich bin mittlerweile aus dieser Welt aufgewacht weil ich gemerkt habe, wie sehr ich meiner Psyche damit eigentlich Schade und ich hoffe, dass es noch vielen mehr so geht. Allerdings habe ich die Erfahrung gemacht, dass solche Fitness-Jünger sich ungern bekehren lassen und für alles eine Rechtfertigung finden.

    Liebe Grüße
    Stephi // http://stephisstories.de

    1. Danke liebe Stephi. Du sagst es! Es kommt eben auf die richtige Balance an. Und leider verstehen das die genannten „Fitnessjünger“, aber eben auch oft ihre Anhänger nicht….

  8. Ich finde das auch eine sehr bedenkliche Entwicklung. Ich hatte zwar nie damit zu tun, aber Freundinnen von mir. Und genau deshalb weiß ich aus, dass mehr dazu gehört, als einfach seinen Lifestyle zum Fitness hin zu ändern.
    Finde ich gut, das mal auszuprechen ich kann auch jedes Mal nur mit dem Kopf schütteln…!

    Liebe Grüße
    Steffi

  9. Liebe Paula
    Das ist ein extrem wichtiges Thema das du da ansprichst. Ich bin auch der Meinung, dass Fitness-Gurus auf YouTube oder Fitness-Blogger sich oft bewusst machen sollten, wofür sie eigentlich stehen. Weil die ganzen Fotos von ihren durchtrainierten Beinen und Bäuchen ein negatives Körpergefühl bei ihren Lesern hervorrufen können. Ich mache selber ebenfalls sehr viel Sport, und ja, es fällt mir auch schwer das ein paar Tage nicht zu tun. In diesem Artikel habe ich mal über ein ähnliches Thema geschrieben, lies es dir doch mal durch wenn du Lust hast.
    https://blaubeerlaeuferin.wordpress.com/2017/03/08/ich-bin-doch-keine-maschine/
    Ich finde es auf jeden Fall super, dass du so ehrlich zu deinen Lesern bist. Mach weiter so!
    Liebe Grüße!
    https://blaubeerlaeuferin.wordpress.com/

  10. Hey, wie alle meine Vorredner, kann ich nur zustimmen, dass Deine Worte offen, direkt und ehrlich sind! Du triffst den Nagel auf den Kopf! Ich selbst stecke mit 45kg noch mitten in der Magersucht und drehe mich im Kreis. Allerdings gebe ich nicht auf und natürlich ist Sport kein Heilmittel aber manchmal Balsam für die Seele! Nach monatelangem täglichen Sport treiben, schaffe ich nun auch mal 2 Tage ohne auszukommen. Baue Krafttraining in mein Cardio mit ein und freue mich aufgrund enormen Muskelkater auf einen sportfreien Tag 😀 ich lerne mich mehr und mehr zu akzeptieren und danke meinem Körper jeden Tag, dass er so stark ist und mir mein Fehlverhalten verzeiht. Sich selbst lieben lernen….das ist das Ziel einer jeden Essstörung und dennoch ist es manchmal weiter weg als man denkt!
    Ich kann nur sagen, dass ich meine Kalorien tracke aber nicht um mich bewusst niedrig zu halten sondern um mir selbst vor Augen zu führen, dass da noch Luft nach oben ist und das Defizit geringer werden soll! Dass es auch gern mal ein Stück Schoki mehr sein darf oder die Pasta mit Käse doch besser schmecken würde!

    Jeder sollte SEINEN Weg finden, ob mit oder ohne Vorbild….ich tendiere dazu, mich selbst und meine Fortschritte als Vorbild zu nehmen, denn meinen Weg bin ich allein gegangen und egal wie steinig er war, das Lernen aus eigenen Fehlern macht mich stolz! In diesem Sinne wünsche ich allen, dass sie ihren Weg finden und Frieden mit sich und ihrem Körper schließen!

    1. Liebe Kathy,
      Danke für deine Erfahrungen!! Ich hoffe, dass du deinen Weg findest und lernst, dich und deinen Körper zu lieben und mit dir besser umzugehen. Du sagst es: Es gibt nicht den einen Weg, sondern jeder muss seinen eigenen gehen und finden. Dennoch ist Achtsamkeit und Liebe sicherlich ein riesiger Schlüssel.
      Kalorien tracken ist ja auch nicht unbedingt nur zu verteufeln. Es bleibt immer ein Kontrollmechanismus, aber wenn du ihn dir zu Nutzen machen kannst, ist das vielleicht erstmal das Beste 🙂
      Liebe Grüße

  11. Wow! Wie recht du hast. Sehr guter Beitrag. Ich leide an Bulimie seit 10 Jahren. Bin gerade in einer Klinik und habe ein gutes Gefühl. Aber dein Beitrag hat mir nochmal verdeutlicht dass ich noch lange nicht am Ziel bin. Ich hoffe ich schaffe es zuhause den Sportwahn weiterhin zu reduzieren und Lebensmittel nicht auf die schwarze Liste zu setzen.
    Danke für deine Motivation!
    Diana

  12. Super ehrlicher/authentischer Text! Ich hab dem nichts hinzuzufügen…

    Ich selber muss noch viel lernen. Meistens tut mir Sport gut, manchmal verfalle ich aber auch in diesen krassen Optimierungswahn. Da ich für diesen angestrebten “Traumkörper” aber nicht genug trainiere und aus meiner Magersucht Bulimie wurde, klappt das natürlich überhaupt nicht und ich hasse mich selbstverständlich gleich noch viel mehr :-/ Therapie hat bisher nicht gefruchtet, ich hoffe echt, dass ich noch die Kurve kriege….
    Ich sehe zwar relativ trainiert und gesund aus… noch!! Aber ich bin meilenweit davon entfernt.
    Und es macht mich teilweise richtig wütend, wenn eben genauso diese gestörten Fitness-Spacken das Gegenteil behaupten …

    Danke für Deinen Beitrag!

    1. Liebe Bella,
      Danke für deinen wertvollen Kommentar. Ich kann dich so gut nachvollziehen. Nicht hoffen – machen. Beginn bei dir selbst. Beginne bei deinem Kopf und deiner Selbstliebe, anders geht es nicht.
      Du schaffst das!!
      Ich wünsche dir ganz viel Kraft und Geduld,
      Paula

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