Jahresrückblick 2017 | Teil 1

2017. Ein Jahr voller Veränderungen und Neuanfänge. Kaum eine Ebene hat sich bei mir in diesem Jahr nicht verändert. Ich weiß, es ist Dezember. Ich weiß, die Jahresrückblicke und guten Vorsätze häufen sich. Und trotzdem möchte ich diesen Artikel schreiben. Trotzdem möchte ich das ganze Jahr noch einmal Revue passieren lassen. Weil einfach unheimlich viel passiert ist. Weil dieses Jahr für mich ein riesengroßer Meilenstein ist. Und weil dieses Jahr für mich voller so unglaublicher Veränderungen steckte, dass ich es immer noch nicht glauben kann.

Hättest du mich Ende letzten Jahres gefragt – ich hätte nicht geglaubt, dass ich heute sagen würde: Ich glaube an mich. Ich bin zufrieden. Ich habe das Gefühl, nach unendlich vielen Anlaufschwierigkeiten macht sich so viel Arbeit an mir selbst und meinen Zielen bezahlt. Aber lass uns am besten ganz vorne anfangen, oder?

Januar

Gerade erst in Berlin angekommen, gab ich im Januar der Physiotherapie die dritte und letzte Chance. Zum Ende meiner Ausbildung war mir eigentlich schon klargewesen, dass ich in der Physiotherapie nicht richtig aufgehoben bin. Und auch in der ersten Physio-Praxis, in der ich im Dezember begonnen hatte zu arbeiten, spürte ich, dass das nicht das war, was ich wollte. Furchtbare Arbeitszeiten gepaart mit furchtbaren Bedingungen und schlechter Bezahlung. Meine Gesundheit zeigte mir den Rest, bereits seit Mitte Dezember war ich krank. Also gab’s den nächsten Versuch in einer anderen Praxis. Die auf den ersten Eindruck auf mich so viel besser erschien…
Meine nicht-enden-wollende Erkältung zeigte mir eigentlich relativ schnell das Gegenteil. Dennoch wollte ich eigentlich nicht direkt wieder aufgeben. Eigentlich – was dann passierte, erfährst du nämlich im nächsten Abschnitt über den Februar.

Abseits von meiner Arbeitssituation trat im Januar Klara in mein Leben. Wir hatten vorher bereits einige Male Kontakt gehabt, doch dort lernte ich sie endlich persönlich kennen und wollte sie von da an nicht mehr in meinem Leben missen. Auch wenn die Distanz es schwerer macht, ist Klara inzwischen für mich ein wichtiger Mensch geworden.

Februar

Ich verlor den Mut im Februar. Meine Erkältung war so hartnäckig wie ewig nicht mehr. Ganze acht Wochen lang war ich insgesamt krank, arbeitete die meiste Zeit davon erkältet und kam an meine Grenzen. Schon im ersten Arbeitsplatz hatte ich mich bereits nach zwei Wochen krank melden müssen. Im zweiten war es das gleiche Spiel. Ich verlor an Kraft. Ich begann zu zweifeln. Auf diese Art und Weise machte mein Leben keinen Sinn. Die Arbeit mit Patienten raubte mir das letzte bisschen Energie, dass ich noch besessen hatte.

Und dann der erste Schlag: 40°C Fieber und ich meldete mich wieder krank. Meine Chefin, die mir erst wie ein so sympathischer und herzlicher Mensch vorgekommen war, knallte mir die härtesten Anschuldigungen und Beleidungen an den Kopf und eröffnete mir am Telefon, dass ich gar nicht mehr wiederkommen bräuchte.

Obwohl dieser Job mir so wenig bedeutet hatte – das traf mich tief. Weniger, weil ich den Job verlor. Vielmehr, weil ich überhaupt etwas verlor. Das Gefühl der Hilflosigkeit und Verzweiflung machte sich in mir breit. Wirklich, ich habe einige Tage lang das Haus nicht verlassen, weil mein Selbstwertgefühl gegen null strebte. Ich hatte nichts falsch gemacht – im Gegenteil. Ich war für mich und meine Gesundheit eingestanden und bekam dafür massiv auf die Fresse. Das rüttelte tief an mir. Wirklich. Das gab mir das Gefühl, verkehrt in dieser Welt zu sein.

Ich erlaubte mir trotzdem die Pause. Ich atmete durch, wollte genesen. Und wurde endlich nach dieser ewig langen Bronchitis wieder gesund.

Bereits zu diesem Zeitpunkt dachte ich darüber nach, mich komplett selbstständig zu machen. Diese ganze Jobgeschichte hatte mich so dermaßen ins Zweifeln und Wanken gebracht, dass ich am liebsten direkt alles riskiert hätte. Doch auch das „sollte“ scheinbar nicht sein – das Arbeitsamt stellte sich quer. Als Physiotherapeutin wäre ich ja schließlich vermittelbar und könnte innerhalb eines Tages einen neuen Job bekommen. Dass die Physiotherapie für mich der emotionale Tod bedeuten würde, war für die Wirtschaft egal.

Also wurden Bewerbungen geschrieben, Gespräche geführt und nachgedacht. Bis Februar war ich der festen Überzeugung, ich könne niemals ein arbeitsfähiger Mensch werden. Wirklich. Bis dahin war meine einzige Erfahrung mit Arbeit, dass das ein furchtbares notwendiges Muss war, dem jeder irgendwie ausgesetzt war. Schon die 25-30 Stunden Physiotherapie brachten mich so dermaßen an meine Grenzen, dass ich davon überzeugt war, Arbeit wäre schlichtweg nichts für mich. Erst im darauffolgenden Monat sollte sich das ändern.

März

Schlagartig änderte sich für mich alles. Bereits in dieser kurzen Zeit des Jahres hatte es schon so viele Wandlungen gegeben. Ich begann zum März meinen neuen Job bei GYMFLOW – und damit einher gingen jede Menge neuer Möglichkeiten. Ich lernte plötzlich, was es bedeutete, Arbeit zu mögen. Ich lernte, was ein „cooles Team“ ist und ich lernte, wie erfüllend mein Beruf als Bloggerin und Coach sein könnte, wenn es einen festen Platz in meinem Leben hat. Denn der neue Job im Online Marketing gab mir ungeahnte Freiheiten: plötzlich hatte ich nur noch 3 Arbeitstage in Festanstellung und die freie Einteilung meiner Arbeitszeiten. Das gab mir so viel Motivation und Aufschwung für mein Projekt Laufvernarrt, das auch endlich der Blog wachsen konnte. Ich arbeitete an Projekten, die mich begeisterten, ich begann meine Gedanken zur 30-Tage Ernährungsumstellung und nur kurze Zeit später verfünffachte sich mein Traffic auf Laufvernarrt. Ich war so begeistert von dieser radikalen Wendung, dass ich im Laufe des März nicht nur meine 20 Wochenstunden bei GYMFLOW machte, sondern noch mindestens 20-40 zusätzlich für Laufvernarrt aufbrachte.

Passend dazu war ich auch endlich wieder gesundheitlich auf dem Damm. Ich konnte wieder wie ein Laufanfänger gemeinsam mit Meister Yoda meine ersten Laufschritte wagen – und heute ist es wirklich für mich kaum zu glauben, dass ich mich den gesamten März noch mit nervigen Geh-Intervallen und Kraftausdauertraining herumgeschlagen habe!

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Auch persönlich fasste ich wieder Mut. Nach der herben Enttäuschung und den riesigen Selbstzweifeln im Januar und Februar, fand ich schrittweise zurück zum Selbstbewusstsein und erlaubte mir mich zu entwickeln und meine Erfahrungen zu machen.

April

Aus meinem Hass zur Arbeit wurde eine reinste Begeisterung und Leidenschaft. Durch meine Challenge zur 30 Tage Ernährungsumstellung arbeitete ich konsequent ungefähr 60 Stunden im April und fand keine Zeit mehr für etwas Anderes – außer natürlich Training. Relativ schnell konnte ich bis Ende April wieder mein Laufpensum auf 10km steigern und parallel dazu endlich mit dem Muay Thai im Studio beginnen.

Ich traf Klara wieder und machte mit ihr die German Press Days unsicher.

Allein machte ich mich auf die FIBO 2017. Und bereute diese Entscheidung schon am ersten Tag. Geplant war ein mehrtätiger Aufenthalt in Köln und auf der FIBO, doch ich war unglaublich geschockt und angestrengt von diesem Massenauflauf. Ich hab Probleme mit solchen Menschenmassen, Lärm und zu viel Input auf einmal. Das schaffte mich völlig, sodass ich die FIBO an Tag zwei frühzeitig verließ und zurück nach Berlin fuhr. FIBO 2018 – ich bin definitiv nicht dabei.

Ein weiteres Erlebnis, das von großer Bedeutung war: Beinahe hätte ich Meister Yoda verloren. Aus Spiel wurde Töten, als ein riesiger Labrador plötzlich Yoda quer im Maul hatte und ihn wie seine Beute schüttelte. Ich werde nie vergessen, wie das Tier ihn nicht mehr loslassen wollte, wie mein Freund und ich gleichermaßen traten und schlugen und verzweifelt versuchten, Yoda zu retten. Im Endeffekt war es unfassbares Glück und die Jiu Jitsu Skills meines Freundes, die Yoda das Leben gerettet hatten: Der Hund war gezwungen abzulassen und die Wunde im Hals lag wenige Millimeter neben der offen sichtbaren Halsschlagader.

Mai

Aus meiner Arbeitsbegeisterung wurde eine Überarbeitung. Ich bin ja bekanntermaßen ein Mensch der Extreme, der die Herausforderungen immer wieder sucht. Ich hatte das Gefühl, dass Laufvernarrt plötzlich lief, wo ich so viel Zeit investierte und verdrängte, dass es vielleicht auf Dauer etwas zu viel werden würde, wenn ich parallel Vollzeit für meinen Blog arbeitete und noch einen Teilzeitjob in Festanstellung machte. Ich wollte mich erholen mit einem Urlaub in Dänemark. Nur eine Woche Urlaub war geplant – doch erstens kommt es anders, zweitens als man denkt.

Auf dem Weg in den Norden – ich wollte einen Zwischenstopp bei meinem Vater machen und meinen Kangoo reisefähig machen – sprang Meister Yoda mir ins Lenkrad (immer dieser Yoda!). Er sprang mir nicht einfach nur rein – er verriss es bei 150 km/h auf der Autobahn.

Ungelogen, ich machte mich in diesem Moment bereit zu sterben. Ich spürte, dass ich die Kontrolle über den Wagen verlor und das erste Mal die Leitplanke tangierte. Irgendwie zog ich den Wagen wieder ein kleines bisschen zurück Richtung Mitte, doch bei diesen Kräften, die dort wirkten hatte ich keine Chance. Mein Auto rammte wieder die Leitplanke. Ich schloss die Augen, weil mir irgendwelche Splitter und Funken um die Ohren flogen. Ich hatte so unglaubliche Angst. Die ganze Zeit dachte ich nur: Wenn ich das überlebe, ändere ich alles. In einem Moment spürte ich, dass der Wagen hinten hochkam und ich war sicher, dass ich mich als nächstes überschlagen würde. Doch aus irgendeinem Grund passierte nichts mehr. Nach einem riesigen Krachen und Knacken kam der Kangoo zum Stehen. Ich war ans Lenkrad geklammert und begann zu heulen. Mein gesamter Körper zitterte. Sofort griff ich Meister Yoda und rannte aus dem Auto. Die größte Angst, nachdem ich zum Stehen gekommen war: Als nächstes rast jemand in mein Wrack und es explodiert. Okey, ich habe vielleicht ein bisschen zu viel CSI Miami gesehen, aber in dem Moment dachte ich über nichts realistisch nach.

Die ganze Aktion ging natürlich noch viel länger und der Unfall verfolgte mich wochenlang. Der geplante Urlaub war dementsprechend Geschichte und keine Erholung mehr. Zwar verbrachte ich die Zeit bei meinem Vater und ohne Arbeit, doch nach so einem Autounfall war die Entspannung gleich Null.

Und weil das natürlich noch nicht genug für den Mai war, gab es auch noch eine neue Tätowierung – Okey, es war ein schlechtes Timing. Ich sag dir: Mach das nicht nach. Das bringt keinen Spaß nach so einer massiven Belastung ein Tattoo zu bekommen. Aber es war ja geplant und wie oft war ich noch in Flensburg?

Juni

Lange nichts mehr geschehen im Hause Laufvernarrt, was? Also allerhöchste Zeit für die nächsten Aktionen. Zumindest dachte ich mir das wohl scheinbar so im Monat Juni.

Gerade den Autounfall hinter mir gelassen und zurück im Arbeitsalltag warteten die nächsten Überraschungen auf mich. Ich war immer noch erschöpft. Ich war so kraftlos in diesem Monat, das weiß ich noch ganz genau. Was ja auch kein Wunder war – nachdem ich seit Dezember mich nicht mehr erholt hatte.

Zu diesem Zeitpunkt machten sich massive Zahnschmerzen breit. Mein Weisheitszahn war entzündet und musste schnellstmöglich rausgenommen werden. Die Zahn-OP wurde noch innerhalb weniger Tage veranlasst und ich lag eine Woche flach. Eine Woche, die im Endeffekt nochmals maßgeblich alles verändern sollte.

Als ich da im Mai diesen Unfall hatte, wurde mir bewusst, dass ich etwas verändern wollte. Dass ich nicht dauerhaft so leben und schon gar nicht so hätte sterben wollen. Und im Juni nach der Zahn-OP entwickelte ich einen so starken inneren Widerwillen, weiterhin in Anstellung zu arbeiten, dass es mich nur wenige Tage Entschdeidungsfindung kostete: Nun wirklich. Ich wollte alles auf eine Karte setzen. Auf die Karte: „Laufvernarrt“.

Nach vielen Gesprächen mit meinem Vater, meinem Freund, dem Steuerberater und meiner Mutter war die Entscheidung gefallen und die Kündigung geschrieben. Die letzten zwei Juniwochen arbeitete ich noch in der Anstellung, dann war ich frei.

Wow, beim Schreiben dieser Zeilen werde ich selbst nochmal ganz emotional. Ich bin jetzt schon ganz geflasht davon, wie ereignisreich nur das erste halbe Jahr 2017 war. Und trotzdem mache ich an dieser Stelle eine Pause und teile den Beitrag in zwei Teile. Das passt nicht nur, weil ab Juli die zweite Jahreshälfte beginnt, sondern auch weil dieser Beginn meiner Selbstständigkeit als hauptberufliche Bloggerin definitiv ein riesiger Schnitt für mich in 2017 bedeutete. 

Gab es für dich ebenso prägende Erlebnisse in der ersten Jahreshälfte 2017? Welche Highlights (positiv/negativ) fallen dir ein? Welche Ereignisse und Gedanken meinerseits interessieren oder überraschen dich besonders?

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Author: Paula Thomsen

Paula Thomsen ist die Gründerin von Laufvernarrt. Mit ihrer gebündelten Expertise als staatlich anerkannte Physiotherapeutin, Ernährungsberaterin und Personal Trainerin widmet sie sich ganzheitlich und fundiert den Themen rund um Fitness, Ernährung, Training und mentale Gesundheit.

One thought on “Jahresrückblick 2017 | Teil 1

  1. Krass, das mit dem Autounfall. Zum Glück bist du mit dem Leben davon gekommen. Mir ist mal bei Tempo 130 ein hinterer Reifen geplatzt. Den hat es richtig zerfetzt. Zum Glück war zu dem Zeitpunkt auf der Autobahn kaum etwas los und ich konnte das Auto auch noch abfangen. Aber da hatte ich auch richtig Schiss.

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